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Dieter Fensel ist der Gründer von TourismFastForward
GASTRO, das Fachmagazin für die Hotellerie, interviewte Prof. Dr. Dieter Fensel, Begründer der Konferenz TourismFastForward (TFF) und Leiter des STI-Institutes der Universität Innsbruck. Schwerpunkte seiner Lehre sind Semantische Technologien und das Semantische Web. Seit einigen Jahren entwickelt er mit seinem Team von renommierten Informatikern, Touristikern und Wirtschaftern Werkzeuge und Anwendungen für den Tourismus. Lesen Sie einen Auszug aus dem Interview mit Martina Wieser, das in der Februar-Ausgabe von GASTRO erschien.
Prof. Dr. Dieter Fensel, Leiter des STI-Institutes an der Universität Innsbruck
Herr Prof. Fensel, für wie gut aufgestellt schätzen Sie die österreichische Hotellerie in „digitale Kompetenz“ ein? Ist hier noch viel Luft nach oben?
Luft nach oben gibt es immer, nicht nur in Österreich, obwohl Österreich im internationalen Vergleich recht gut dabei ist. Gerade im digitalen Bereich ist die gesamte Branche einem ständigen Innovationsdruck ausgesetzt. Wir müssen uns ständig weiterentwickeln, denn unsere Rahmenbedingungen verändern sich dauernd. Die Antwort darauf muss Anpassung oder Vorausschau heißen. Das beschreibt auch die vielsagende Metapher der roten Königin aus „Alice im Wunderland“:
„Hierzulande musst du so schnell rennen wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst. Und um woanders hin zu kommen, muss man noch mindestens doppelt so schnell laufen.“
Welches branchenrelevante Thema wird im Rahmen von TFF für interessante Diskussionen und Kontroversen sorgen?
Die 3 großen Themen: Sharing Economy, Smart Data und Buchungssysteme, für die wir Top-Referenten haben.
Sharing Economy ist mit Sicherheit das kontroversiellste Thema. Dahinter steckt eine ganze Wirtschaftsmaschinerie, die sich mit dem Phänomen des Teilens als das neue Haben beschäftigt. In unserem Sinne interessiert natürlich, wie der Tourismus dieses neue Gesellschaftsphänomen nutzen kann. Da Thema ist da, ob wir wollen oder nicht – auch in Tirol und Österreich. Es gibt einerseits neue Sharing-Angebote auf dem Markt, wie etwa das Car-Sharing – gerade in Städten. Andererseits zeigten gerichtliche Auseinandersetzungen und Diskussionen der letzten Zeit mit Sharing Economy-Anbietern, wie etwa Airbnb, dass sich das Angebot von der Nische zum Mainstream entwickelt. Mit dem Thema haben wir sicher den Zeitgeist getroffen. Dafür haben wir auch Top-Referenten gewinnen können: Harald Heinrichs (Universität Lüneburg) ist Experte für Nachhaltigkeit und wird ganz neue Blickwinkel für den Tourismus bringen. Äußerst stolz sind wir, dass wir für TourismFastForward sogar einen Referenten von Airbnb gewinnen konnten und damit die Kontroverse eventuell noch angeheizt wird.
Welche Hotelbetriebe könnten durch den Kongress profitieren?
Ich möchte mich auf keine Hotelkategorie festlegen. Tendenziell betrifft es jeden Betrieb, der sich heute mit den Online-Medien beschäftigen muss, um mit den Gästen in Kontakt zu kommen: Dem kann sich heute eigentlich kein Betrieb mehr entziehen.
Einerseits betrifft das die Online-Buchbarkeit, aber auch das Online-Marketing und die Technologien im Hintergrund, die die Arbeit im Hotelbetrieb vereinfachen sollen. Sowohl der Top-Hotelbetrieb, wie auch der kleine Zimmervermieter profitiert von den Vorträgen auf TourismFastForward, sofern Innovation und neuen Trends erwünscht sind. Unsere Themen sind breit, vorausschauend, informativ und sehr praxisorientiert – dafür sorgen unsere Referenten. booking.com, Tripadvisor oder auch Airbnb sind hoch angelegt und für jeden Touristiker sehr interessant. Noch praxisnäher ist zb. Seekda, welche den neuen Channelmanager für die Hotellerie präsentieren. Gespannt sind wir aber auch auf den Vortrag von Uhotelkit über Hotelorganisation 2.0 und modernes Teamwork im Betrieb.
Wo sehen Sie die österreichische Hotelbranche bei digitalen Standards in 10 Jahren?
Derzeit ist der digitale Bereich in Österreichisch noch unterbewertet. Leider wird die Diskussion fast nur im Zusammenahng mit der Online-Buchbarkeit geführt. Viel zu selten wird aber erkannt, dass sich der Gast ja schon lange vor der Buchung im Internet informiert und vergleicht. Auch der Zyklus nach der Buchung wird noch vergessen. Im Idealfall gilt es, den gesamten Produkt-Lebenszyklus im Internetmarketing abzubilden. So wie das Bett zum Hotelzimmer gehört, werden digitale Standards in 10 Jahren zum Hotelmarketing gehören.
Das ganze Interview können Sie in der Februarausgabe 2015 der Gastro nachlesen.