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Sharing Economy – Das nächste Thema das der Tourismus verschläft?

Sharing Economy – Das nächste Thema das der Tourismus verschläft?

Eine provokante These von Andreas Lackner, Geschäftsführer TVB Mayrhofen.

Es ist noch nicht all zu lange her, dass der technische Fortschritt die Tourismusbranche im Eilzugstempo überholt hat. Das Ergebnis: IT Riesen, die mit ihren Buchungsportalen den touristischen Online-Buchungsmarkt völlig dominieren. Wir wollen hier nicht mehr über Wertschöpfung und Provisionen sprechen oder was Touristiker Land auf Land ab verschlafen haben. Vieles hat sich zwischenzeitlich auch geändert. Nach wie vor gehört aber der Aufbau der eigenen Vertriebskompetenz noch nicht zu den Stärken von touristischen Leistungsträgern und Tourismusorganisationen. Die Welt dreht sich schneller, als dass sich viele daran anpassen könnten.

Gesellschaftlicher Wandel

Nun macht mit Sharing Economies ein neues Thema seit 2 bis 3 Jahren die Runde. Unternehmen wie Airbnb zeigen, wie touristischer Verkauf in einer sich wandelnden Gesellschaft funktioniert. Freilich auch nicht ganz ohne Reibungsverluste, wenn man Diskussionen rund um nicht zweckmäßig vermietete Objekte betrachtet. Aber darum geht es jetzt nicht.

Airbnb

Bild: Screenshot Airbnb.com

Klar ist, die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Werte wie Nachhaltigkeit, Vertrauen und besonders im Tourismus die Themen Gastlichkeit und Persönlichkeit gewinnen wieder an Aufwind. Diese Ansprüche finden vor allem in einer postmateriellen Zielgruppe wesentliche Beachtung.

Verkaufen wir Erlebnisse?

Betrachtet man nun die Online Präsenz von zum Beispiel Airbnb, so wird sehr schnell klar, dass es nicht der Preis oder der LastMinute Deal ist, der ausschlaggebend ist. Im Vordergrund stehen Erlebnisse in den Destinationen aber auch und vor allem die Präsentation des Gastgebers. Es wirkt ja fast so, als würde man ein Zimmer bei einem Freund buchen, den man schon lange kennt. Auch in Sachen Transparenz geht man mit der “Provision” ganz anders um. Es gibt die Service-Gebühr, die Airbnb erhält und die dem Gast von Anfang an transparent dargestellt wird und Teil des Preises bildet.

Airbnb_Vermieter

Bild: Screenshot Airbnb.com

Man wird den Eindruck nicht los, dass es nicht um das billigste Zimmer, sondern um die teuerste Freundschaft geht.

Klingt doch alles sehr vertraut, oder nicht? Sind Gastlichkeit, Persönlichkeit und Vertrauen nicht ohnehin die Attribute, die unsere Gastgeber im alpinen Raum so auszeichnen? Sind ein Großteil unserer Vermieter nicht genau das? 1 Haus und 1,2,3 Ferienwohnungen. 1 nettes Ehepaar, das sich wie Eltern um Gäste kümmern und sich freuen, wenn Gäste da sind? Machen wir seit 150 Jahren schon nichts anderes als Sharing Economies?

Hier mal extra ein altes Bild aus unserem Archiv, das genau das zeigt, was wir womöglich schon vergessen haben, darzustellen:

Gastlichkeit

Warum buchen dann Gäste auf einer Plattform wie Airbnb und nicht beim Vermieter selbst oder in unseren offiziellen Tourismusorganisationen?

Naja. Schauen wir uns mal unsere erst kürzlich optimierten Buchungsstrecken auf den Webseiten der Betriebe und Tourismusorganisationen an. Wo ist da die Persönlichkeit des Vermieters? Wo finden wir da die dargestellte Gastlichkeit, die der Kern unseres Produktes ist? Oder müssen wir uns die Kritik gefallen lassen, dass das was wir ausliefern eher “Immobilienlisten” sind in deren Vordergrund Bestpreisgarantien, AGBs, Stornorichtlinien, Zahlungsbedingungen & Co. stehen? Haben wir uns davon treiben lassen, die großen Portale kopieren zu müssen und genauso zu werden, wie sie, um zumindest ein wenig am Kuchen mitnaschen zu können?

Bild: Screenshot mayrhofen.at

Bild: Screenshot mayrhofen.at

Wer weiß. Ganz so schlecht wird es nicht gewesen sein, denn es ist klar, dass damit viel mehr direktes Geschäft zu den Vermietern geleitet wird, als je zuvor und sich auch ein gewisser Kompetenzsprung auf allen Ebenen zeigt. Nur ist damit die Arbeit nicht erledigt und es ist offensichtlich, dass erneut etwas in den Gang kommt, das sich mit einem gesellschaftlichen Wandel begründen lässt.

Wenn wir Gastlichkeit, Persönlichkeit und Vertrauen als eine Kernkompetenz definieren, stellt sich die Frage, wie wir frühzeitig von Entwicklungen am Markt lernen und diese auch entsprechend in unseren Auftritten und Buchungsstrecken darstellen. Dieses Mal sollte die Branche nicht die Augen zuschließen und warten bis alle anderen unsere Kernwerte besser verkaufen, als wir selbst. Wir müssen uns mit dem gesellschaftlichen Wandel beschäftigen, wir müssen uns damit auseinandersetzen welche Auswirkungen dieser auf das Konsumverhalten hat und dementsprechend früh mit Lösungen vorne dabei sein.

TourismFastForward wird mit Sicherheit eine tolle Inspirationsquelle für uns sein und wir können gespannt sein, was Experten wie Harald Heinrichs, Michael Kuhndt und Airbnb dazu zu berichten wissen.