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Interview mit Prof. H. Heinrichs zur Sharing Economy

Sharing Economy: Evolution oder komplementäre Entwicklung?

Dr. Harald Heinrichs ist Soziologe und Professor für Nachhaltigkeit und Politik an der Leuphana Universität Lüneburg in Deutschland. Seine Themen sind Nachhaltigkeit, Politik und Gesellschaft. Er forscht und berät jedoch großteils zum Thema Sharing Economy. TourismFastForward hat Dr. Heinrichs als Keynote-Vortragenden für die Konferenz im April 2015 gewonnen.

Im Interview mit dem Experten finden Sie einen Vorgeschmack zu seinen innovativen Denkansätzen.

Harald Heinrichs Profil

Herr Dr. Heinrichs, Sie referieren bei TourismFastForward über Sharing Economy. Was genau werden sie ansprechen?

Alternative Konsum- und Nutzungsformen haben in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Angetrieben wurde dies durch Entwicklungen von Informations- und Kommunikationstechnologien, neuen Geschäftsmodellen und verändertem Verbraucherverhalten. Im Vortrag wird es um den Status-Quo der Sharing Economy gehen, aber auch was diese für den Tourismus bedeutet.

Gibt es den Trend vom Teilen statt Haben jetzt schon im Tourismus?

Sharing Economy hat eine hohe Bedeutung für den Tourismusmarkt: Plattformen für Privatunterkünfte, Sharing-Angebote in der Mobilität sowie Produkt-Dienstleistungssysteme bieten Chancen für den Tourismus. Sie sind aber auch Herausforderungen für etablierte Angebote. Potentielle Veränderungen für Tourismusmärkte durch die Sharing Economy sind frühzeitig zu erkennen und vorausschauend zu gestalten, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren.

Ist Sharing im Tourismus angekommen?

Ja. Es gibt einerseits neue Sharing-Angebote und Sharing bewegt sich von der Nische zum Mainstream. Das zeigen Lobby- und Gerichts-Auseinandersetzungen zwischen traditioneller Tourismuswirtschaft und Sharing-Anbietern. Gefordert ist dadurch die Tourismuspolitik: Sie müsste Rahmenbedingungen schaffen und Regulierungen anpassen an notwendigen Stellen.

Sie meinen Auseinandersetzungen und Streitfälle zwischen Städten, den Gerichten und Sharing-Anbietern. Demzufolge wird dieser Trend vom Tourismus bisher sehr kritisch betrachtet. Gibt es denn überhaupt Vorteile und Chancen für die Tourismusbranche?

Die Sharing Economy eröffnet folgende Potenziale für eine nachhaltige Tourismuswirtschaft:

  • Durch dezentralisierte Wertschöpfung können mehr Akteure profitieren.

  • Durch bessere Auslastung von Gütern und Produkten kann ein Beitrag zum Ressourcen- und Umweltschutz geleistet werden.

  • Schließlich können durch neue Geschäftsmodelle Wachstumsimpulse für die Tourismuswirtschaft generiert werden.

Sprechen Sie damit eine Revolution der bestehenden Tourismusstruktur an?

Es wird nicht zur einer Revolution durch Sharing-Angebote kommen, die das bestehende Tourismusangebot verdrängt oder gar ersetzt. Neben teilweisen Substitutionseffekten wird es komplementäre Entwicklungen geben.

Welche Risiken sehen Sie und wird es Verlierer geben?

Risiken für bestehende Geschäftsmodelle durch die Sharing-Angebote gibt es ebenso wie Risiken für die Sharing Economy durch politische Gesetzgebung, aber auch Reputationsrisiken aufgrund von Datenschutz und weiteren kritischen öffentlichen Diskussionen. Moderne Marktwirtschaften leben von der „kreativen Zerstörung“, dabei gibt es Gewinner und Verlierer. Dynamische Veränderungen entsprechen der Logik der Marktwirtschaft. In einer sozialen Marktwirtschaft ist wesentlich, diesen Prozess vorausschauend und fair zu gestalten.

Interview Dieter Fensel für das GASTRO-Magazin

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Dieter Fensel ist der Gründer von TourismFastForward

GASTRO, das Fachmagazin für die Hotellerie, interviewte Prof. Dr. Dieter Fensel, Begründer der Konferenz TourismFastForward (TFF) und Leiter des STI-Institutes der Universität Innsbruck. Schwerpunkte seiner Lehre sind Semantische Technologien und das Semantische Web. Seit einigen Jahren entwickelt er mit seinem Team von renommierten Informatikern, Touristikern und Wirtschaftern Werkzeuge und Anwendungen für den Tourismus. Lesen Sie einen Auszug aus dem Interview mit Martina Wieser, das in der Februar-Ausgabe von GASTRO erschien.

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Prof. Dr. Dieter Fensel, Leiter des STI-Institutes an der Universität Innsbruck

 

 

 

Herr Prof. Fensel, für wie gut aufgestellt schätzen Sie die österreichische Hotellerie in „digitale Kompetenz“ ein? Ist hier noch viel Luft nach oben?

Luft nach oben gibt es immer, nicht nur in Österreich, obwohl Österreich im internationalen Vergleich recht gut dabei ist. Gerade im digitalen Bereich ist die gesamte Branche einem ständigen Innovationsdruck ausgesetzt. Wir müssen uns ständig weiterentwickeln, denn unsere Rahmenbedingungen verändern sich dauernd. Die Antwort darauf muss Anpassung oder Vorausschau heißen. Das beschreibt auch die vielsagende Metapher der roten Königin aus „Alice im Wunderland“:

Hierzulande musst du so schnell rennen wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst. Und um woanders hin zu kommen, muss man noch mindestens doppelt so schnell laufen.

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Welches branchenrelevante Thema wird im Rahmen von TFF für interessante Diskussionen und Kontroversen sorgen?

Die 3 großen Themen: Sharing Economy, Smart Data und Buchungssysteme, für die wir Top-Referenten haben.

Sharing Economy ist mit Sicherheit das kontroversiellste Thema. Dahinter steckt eine ganze Wirtschaftsmaschinerie, die sich mit dem Phänomen des Teilens als das neue Haben beschäftigt. In unserem Sinne interessiert natürlich, wie der Tourismus dieses neue Gesellschaftsphänomen nutzen kann. Da Thema ist da, ob wir wollen oder nicht – auch in Tirol und Österreich. Es gibt einerseits neue Sharing-Angebote auf dem Markt, wie etwa das Car-Sharing – gerade in Städten. Andererseits zeigten gerichtliche Auseinandersetzungen und Diskussionen der letzten Zeit mit Sharing Economy-Anbietern, wie etwa Airbnb, dass sich das Angebot von der Nische zum Mainstream entwickelt. Mit dem Thema haben wir sicher den Zeitgeist getroffen. Dafür haben wir auch Top-Referenten gewinnen können: Harald Heinrichs (Universität Lüneburg) ist Experte für Nachhaltigkeit und wird ganz neue Blickwinkel für den Tourismus bringen. Äußerst stolz sind wir, dass wir für TourismFastForward sogar einen Referenten von Airbnb gewinnen konnten und damit die Kontroverse eventuell noch angeheizt wird.

Welche Hotelbetriebe könnten durch den Kongress profitieren?

Ich möchte mich auf keine Hotelkategorie festlegen. Tendenziell betrifft es jeden Betrieb, der sich heute mit den Online-Medien beschäftigen muss, um mit den Gästen in Kontakt zu kommen: Dem kann sich heute eigentlich kein Betrieb mehr entziehen.

Einerseits betrifft das die Online-Buchbarkeit, aber auch das Online-Marketing und die Technologien im Hintergrund, die die Arbeit im Hotelbetrieb vereinfachen sollen. Sowohl der Top-Hotelbetrieb, wie auch der kleine Zimmervermieter profitiert von den Vorträgen auf TourismFastForward, sofern Innovation und neuen Trends erwünscht sind. Unsere Themen sind breit, vorausschauend, informativ und sehr praxisorientiert – dafür sorgen unsere Referenten. booking.com, Tripadvisor oder auch Airbnb sind hoch angelegt und für jeden Touristiker sehr interessant. Noch praxisnäher ist zb. Seekda, welche den neuen Channelmanager für die Hotellerie präsentieren. Gespannt sind wir aber auch auf den Vortrag von Uhotelkit über Hotelorganisation 2.0 und modernes Teamwork im Betrieb.

Wo sehen Sie die österreichische Hotelbranche bei digitalen Standards in 10 Jahren?

Derzeit ist der digitale Bereich in Österreichisch noch unterbewertet. Leider wird die Diskussion fast nur im Zusammenahng mit der Online-Buchbarkeit geführt. Viel zu selten wird aber erkannt, dass sich der Gast ja schon lange vor der Buchung im Internet informiert und vergleicht. Auch der Zyklus nach der Buchung wird noch vergessen. Im Idealfall gilt es, den gesamten Produkt-Lebenszyklus im Internetmarketing abzubilden. So wie das Bett zum Hotelzimmer gehört, werden digitale Standards in 10 Jahren zum Hotelmarketing gehören.

Das ganze Interview können Sie in der Februarausgabe 2015 der Gastro nachlesen.

Gastro Magazin

Gesellschaftswandel durch die Sharing Economy

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Sharing Economy am Beispiel Airbnb: Gesellschaft im Wandel

Veränderungen haben es in sich. Vor allem, wenn es sich um neue Trends in einer Gesellschaft handelt. Ganze Denkmuster, Vorgehensweisen und Konzepte können damit in Frage gestellt werden. Wirtschaftliches und politisches Denken müssen nachziehen. Sharing Economy ist so ein Trend. Die FAZ spricht vom neuen Terror des Teilens und meint damit: Die Zeit des Eigentums neigt sich dem Ende zu. Möglich wird dieser neue Trend vor allem deshalb, weil das Internet die Kosten der Transaktionen senkt. Somit wird Teilen rentabel und es gibt viele Profitierende.

Dr. Harald Heinrichs ist Soziologe und Professor für Nachhaltigkeit sowie Politik an der Leuphana Universität Lüneburg. Er referiert bei TourismFastForward über den neuen Trend der Sharing Economy und ist sicher:

Neue Konsum- und Nutzungsformen haben an Bedeutung gewonnen. Angetrieben werden sie durch Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologie, neue Geschäftsmodelle und verändertes Verbraucherverhalten.

Der Trend zum Teilen hat viele Namen, nämlich Sharing Economy oder auch Collaborative Consumption (der neue Kommunismus?) oder Kokonsum. Auch im Tourismus hat das Prinzip der Sharing Economy die unterschiedlichsten Ausprägungen angenommen: von Carsharing im Internet und Online-Mitfahrbörsen über Zimmervermittlungen á la Airbnb, 9Flats zu Wimdu. Kontroversen zu diesen neuen Trends gibt es allemal und zum Teil sehr heftige.

Airbnb hat viele Freunde aber auch starke Gegner

Immer öfter geraten Airbnb, 9 Flats oder Wimdu besonders in Städten unter Kritik und landen teilweise sogar vor Gericht. Berlin, New York und andere Städte fuhren jedenfalls große Geschütze gegen Airbnb auf. Demzufolge bringe die Vermittlung meist eine ganze Menge rechtlicher Unsicherheiten mit sich: Zahlreiche Mieter vermittelten ihre Wohnung gegen Geld an Touristen, ohne dass ihr Vermieter davon wüsste.

Nach Branchenschätzungen wird derzeit über Airbnb und Co. eine sechsstellige Zahl von Wohnungen an Kurzzeitgäste vermittelt – Tendenz steigend. Berlin sprach in diesem Zusammenhang gar von einer Zweckentfremdung ganzer Straßenzüge und ging gerichtlich gegen Airbnb vor. Aber auch New York setzt Airbnb mächtig unter Druck: Durch illegale Angebote auf der Plattform seien der Stadt über 33 Millionen Dollar (26 Mio. Euro) an Hotelsteuern entgangen, hieß es in einer eben veröffentlichten Untersuchung von Bundesanwalt Eric Schneiderman.

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Neue Tendenzen zur Zusammenarbeit ab 2015: Amsterdam und Airbnb auf gemeinsamen Erfolgskurs

 

 

 

 

Anders hingegen sehen das die Amsterdamer und streben eine beidseitig profitable Zusammenarbeit mit Airbnb an. Nachdem sich zahlreiche Hotelbetreiber beklagten, dass Airbnb zwar mehr als 10.000 Privatzimmer in Amsterdam vermittle, dafür aber keine Steuern zu zahlen habe, wird ab Februar 2015 eine Steuer von Airbnb an die Stadt Amsterdam bezahlt. Der Online-Zimmervermittler verrechnet die Steuer bei jeder Onlinebuchung eines Zimmers in Amsterdam über sein Portal und gibt die Steuer an die Stadt Amsterdam weiter.

Neue Anforderungen an den Tourismus der Zukunft

Dr. Harald Heinrichs bringt es auf den Punkt:

Sharing Economy hat eine hohe Bedeutung für den Tourismusmarkt. Themen wie Plattformen für Privatunterkünfte, Sharing Angebote im Mobilitätsbereich sowie vielfältige Produkt-Dienstleistungssysteme bieten Chancen für den Tourismus, stellen aber auch Herausforderungen für traditionelle Tourismusangebote dar: Potentielle Veränderungen für Tourismusmärkte durch die Sharing Economy sind so frühzeitig zu erkennen und vorausschauend zu gestalten, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. Das Thema ist im Tourismus insofern angekommen, als es einerseits neue Sharing-Angebote gibt. Andererseits zeigen Lobby- und Gerichts-auseinandersetzungen zwischen traditioneller Tourismuswirtschaft und Sharing-Economy-Anbietern, dass Sharing-Angebote aus der Nische in den Mainstream kommen. Gefordert ist zukünftig insbesondere die Tourismuspolitik: Sie muss Rahmenbedingungen schaffen und Regulierungen anpassen an den Stellen, wo dies notwendig ist. Es wird nicht zur einer Revolution der Sharing Economy kommen, die das bestehende Tourismusangebot insgesamt verdrängt oder ersetzt. Neben teilweisen Substitutionseffekten wird es zu einer komplementären Entwicklung kommen.

Mehr zum Thema Sharing Economy und ihren Auswirkungen auf den Tourismus erfahren Sie im Vortrag von Dr. Heinrichs.

BIG DATA IM E-TOURISMUS

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Big Data ist in aller Munde, könnte für den Tourismus wichtig sein, ist aber dort noch nicht ganz angekommen. Der Experte Michael Toedt im Gespräch.

  1. Für alle, die es noch nicht wissen: Was ist Big Data? Big Data ist die intelligente Nutzung von Daten, um den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens nachhaltig zu sichern.

  2. Big Data sei im Tourismus nicht angekommen. Stimmt das so? Woran liegt das? Das ist so nicht ganz richtig. Der Erfolg der großen Online-Portale beruht zu einem großen Teil darauf, dass diese Unternehmen Kundendaten sehr gut nutzen. Bei vielen Managern in anderen Bereichen ist das Verständnis für die Wichtigkeit von Daten einfach noch nicht angekommen. Dies spiegelt sich sehr gut in der IT-Landschaft dieser Unternehmen wieder: Die eigentlich so wertvollen Daten liegen in verschiedensten autarken Systemen und sind somit nicht oder nur sehr schwer nutzbar.

  3. Einerseits werden im Tourismus viele Daten gesammelt. Anderseits mangelt es am Auswerten? Fehlen die richtigen Fragestellungen? Fehlt das richtige Personal? Stichwort: Statistiker? Fehlt die Notwendigkeit? Es fehlt wie schon gesagt bei vielen das Verständnis, wie wichtig Daten sind. Darüber hinaus ist es klar, dass es besondere Kompetenzen bedarf, Daten gewinnbringend zu nutzen und aufzubauen. Dabei geht es besonders darum, vernetzt über verschiedene Kanäle hinweg zu denken und die richtigen Fragestellungen zu erarbeiten. Dies erfordert, neben dem technischen und analytischen Wissen, vor allem auch tiefe Branchenkenntnisse. Da diese Mitarbeiter bei vielen Unternehmen auch in den nächsten Jahren nicht vorhanden sein werden bzw. der Need für eine Vollzeitstelle einfach nicht gegeben ist, wird Big Data sicherlich das Thema BPO (Business Process Outsourcing) beleben.

  4. Unterscheiden sich die Daten, die Tourismusverbände sammeln von den Betrieben? Wenn nein, würde das Sinn machen? Warum? Kaum, außer dass in den Hotelbetrieben noch mehr Datenquellen vorhanden sind und dort die notwendige Konsolidierung der IT-Partner und die Vernetzung umfassender ist.

  5. Eine Online-Plattform weiß mehr über ihre Kunden als über sich selbst. Sie weiß diese Daten auch zu verarbeiten und zu nutzen? Warum ist das im Tourismus noch nicht so? Man hat den Kunden einfach vergessen und keinen großen Wert auf eine intelligente Nutzung der Daten gelegt. Verantwortlich sind letztlich die Geschäftsführer der jeweiligen Verbände, die sich dem Thema nicht oder einfach nur ungenügend angenommen haben.

  6. Was können Touristiker vom Analyseprofis wie Facebook oder Google lernen? Der Erfolg dieser Unternehmen beruht fast ausschließlich auf deren Datenkompetenz. Wir im Tourismus müssen lernen, dass neben dem eigentlichen Produkt das Datenmanagement eine immer wichtigere Rolle einnehmen wird.

  7. Passen Big Data und Datenschutz noch zusammen? Was wird für den Datenschutz getan? Hier wird sich sicherlich einiges tun müssen. Die Gesetzgebung hinkt immer einige Jahre hinter der Realität nach. Allerdings muss man auch feststellen, dass die Verbraucher sehr wohl gewillt sind, sehr viel über sich preiszugeben, sofern der Mehrwert, den sie dafür erhalten, dies rechtfertigt. Generell: Je jünger, desto unbeschwerter geht man mit dem Thema um.

  8. Können wir als Touristiker aus der Analyse von Daten überhaupt gute Lösungen generieren? Wenn ja, für was? Natürlich, Big Data wird zum einen die Kommunikation mit dem Kunden komplett verändern. Zukünftig werden Informationen zur richtigen Zeit an die richtigen Empfänger verschickt; vollautomatisch. Qualität in der Kommunikation entsteht also durch Technisierung. Zum anderen unterscheidet Big Data Unternehmen, die genau wissen, wo und in was sie investieren müssen und jene, die es lediglich glauben. Datenanalysen geben eine sehr hohe Sicherheit, gerade bei strategischen Entscheidungen.

  9. Wie ist das Kosten-Nutzenverhältnis? Bekommen wir das raus, was wir reinstecken müssten? Der ROI (Return of Investment) von Big Data ist von Fall zu Fall anders. Es hängt davon ab, wie die Daten im Marketing genutzt werden, welche Kanäle eingesetzt werden, wie die Systemlandschaft aussieht, welche strategischen Entscheidungen anstehen und wie die Arbeitsprozesse aussehen. Eine allgemeine Aussage, dass Big Data einen ROI von X erwirtschaftet, ist sicherlich nicht möglich.

  10. Ist Big Data eine Revolution oder eine Evolution? Hype oder kontinuierliche Entwicklung? Data Driven Marketing gibt es viele Jahre und hat sich immer weiterentwickelt. Allerdings, die explosionsartige Zunahme von Daten und Quellen verändert alles. Man kann also sagen, dass die Evolution in eine Revolution mündet und wir gerade erst am Anfang stehen.

  11. Big Data hilft Modelle zu entwerfen – wer sind meine Kunden, was muss ich ihnen zeigen, um mehr zu verkaufen? Scheitert es an der physischen Struktur von eCommerce und Tourismusvertriebssystemen? Big Data ist nicht nur technisch eine Herausforderung, sondern muss auch zu organisatorischen Veränderungen führen. Gerade dieser Wille zur Veränderung ist notwendig, um das Thema für sich nutzen zu können.

  12. Und jetzt mal ehrlich: Wie weit ist Tirol in Sachen Big Data? Was könnten wir besser machen? Hätten wir dadurch einen besonderen Nutzen? Österreichische Tourismusbetriebe haben weitaus bessere Voraussetzungen als z. B. Deutsche oder die Schweizerische. Der Grund hierfür ist die lange Direkt-Marketing-Tradition. Man ist also, anders als in den Nachbarländern, schon immer gewohnt, mit Daten umzugehen und sich auch z.B. über die Notwendigkeit eines Daten-Qualitäts-Managements bewusst. Dies hilft sehr, wenn man sich dem Thema annehmen möchte.

Vielen Dank Herr Toedt für das Gespräch.

Innsbruck Tourismus setzt auf das Semantic Web

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Innsbruck Tourismus setzt auf das Semantic Web

Erklärungen, die Suchmaschinen besser verstehen, fördern Buchungen und reduzieren Kosten.

Initiiert wurde das Pilotprojekt ‘Semantic-Web‘ im Rahmen von Tourismus2020 (heute: TourismFastForward). Seither spricht man bei Innsbruck Tourismus vom Web 3.0. Federführend ist kein geringerer als Obmann Dr. Karl Gostner. Seither gehen Wissenschafter des STI-Institutes der Universität in der Innsbruck Tourismus ein und aus. Ihr Auftrag: das Semantic Web. Das Ziel: Buchungen generieren.

Datenflut verringern
Durch die Datenfülle im Internet werden Reisende mehr und mehr überfordert. Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden wird immer schwerer. Die Suchergebnisse sind überquellend. User sind vielfach verwirrt, müssen sie doch die Ergebnisse sortieren und kategorisieren. Andererseits investieren Destinationen immer mehr Geld in E-Tourismus, (Branding, Marketing oder Akquisition), ohne dass die Erfolge im selben Umfang ansteigen.

Teures Marketing vermeiden
Mit dem klassischen Online-Mix allein wird die Bearbeitung eines Marktes immer schwieriger: Bezahlte Suchergebnisse werden teurer, weil die Konkurrenz die Preise in die Höhe treibt. Bannerwerbung gestaltet sich ebenfalls schwierig: Damit ein Banner überhaupt noch angeklickt wird, fließt bereits viel Geld in die Produktion – etwa für Videobanner. Grund genug für die Verantwortlichen von Innsbruck Tourismus, umzudenken und nach Alternativen zu suchen, dem sogenannten ‘Semantic Web‘.

Buchungen fördern
Im Rahmen des Projektes werden Informationen über Hotels, Gaststätten und Tourismusbetriebe semantisch annotiert, also erklärend aufgeschlüsselt. Das Ziel: Den Leistungsträgern, den Tourismusbetrieben und Serviceanbietern den größtmöglichen Nutzen zu verschaffen. Ihre Inhalte werden durch das Semantic Web so strukturiert, dass diese Informationen öfter und besser bei den Suchmaschinen ankommen. Die Nutznießer sind in diesem Falle die Betriebe selbst. Denn vorrangig ist nicht der Buchungskanal des Tourismusverbandes, sondern eine abgeschlossene Buchung für den Betrieb.

Der User muss eine Buchung überhaupt tätigen können – wo ist zweitrangig. Für den Innsbruck Tourismus spielt es eine untergeordnete Rolle, ob direkt beim Hotelier oder auf der Website des Verbandes gebucht wird. Schlussendlich geht es um die Nächtigungen, die im gesamten Verbandsgebiet erzielt werden.

Dr. Karl Gostner: "Social-Media-Kommunikation und neue Technologien sind mir sehr wichtig. Ich als Obmann des Tourismusverbandes unterstütze das Projekt mit der Uni Innsbruck, weil unsere Hotellerie dadurch profitiert."

Dr. Karl Gostner: “Social-Media-Kommunikation und neue Technologien sind mir sehr wichtig. Ich als Obmann des Tourismusverbandes unterstütze das Projekt mit der Uni Innsbruck, weil unsere Hotellerie dadurch profitiert.”

Und so funktioniert das Semantic Web

Das Semantic Web arbeitet wie ein Dolmetscher im Internet: Es übersetzt und erklärt die Inhalte einer Website in ein Format, das Computer und Suchmaschinen verstehen. Damit können Suchmaschinen besser und vor allem exakter das finden, wonach User suchen. Das Semantic Web fungiert also wie ein Dolmetscher und bereitet vorhandene Informationen einer Website Suchmaschinen so auf, dass der User zielgenau jene Inhalte findet, die er sucht.

Aber nicht nur dieses zielgenaue Auffinden wird durch die semantische Aufschlüsselung (Annotation) möglich. Gleichzeitig werden die Inhalte durch eine semantische Annotation leichter gefunden. Die Daten werden dem sogenannten Dolmetscher in einer kategorisierten Art und Weise übergeben, was die Arbeit des Dolmetschers natürlich erleichtert.

Große Buchungsplattformen wie Booking.com, HRS etc. verwenden diese Technologien im Hintergrund seit einigen Jahren und sind damit erfolgreich. Hierzulande ist die Technologie des Semantic Web eher noch ein Fremdwort. Bereits jede 4. Buchung wird im deutschsprachigen Raum über das Internet getätigt. Jedoch bekommen die großen Buchungsplattformen wie HRS und Booking.com immer noch den größten Teil des Kuchens ab, unter anderem auch deshalb, weil sie die semantische Technologie für die bessere Auffindbarkeit im Web bereits seit Jahren einsetzen.

SHARING ECONOMY

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Sharing Economy
Teilen (!), nicht kaufen und haben
Noch vor Kurzem war Besitz als Status sehr wichtig – heute teilen viele lieber. 2009 ist der Begriff „Sharing Economy“ erstmals aufgetreten und hat sich von einer Nische zum Megatrend entwickelt. 80% aller Produkte sind Einwegprodukte, 99% landen nach sechs Monaten im Müll? Das passt mit den Werten unserer Gesellschaft nicht mehr zusammen; Individualismus, Konsumismus oder Materialismus sind bei vielen out. Heute sehnt man sich nach dem Wir, nach Zusammenhalt und authentischen Erfahrungen. Begegnungen sind wichtig und wir wünschen uns mehr Inhalt als Verpackung – Sein statt Schein.

Teilen – das neue Glück
Sharing wird noch als Konkurrenz zum etablierten Wirtschaftssystem gesehen. Sharing konkurriert aber nicht damit, sondern ergänzt es nur. Aus Sicht der Konsumenten ist Sharing zweckrational und wirtschaftlich: Sie brauchen keine Bohrmaschine, sondern ein Loch – kein Stehzeug, sondern ein Fahrzeug. Sharing kostet weniger und das Resultat ist für den Verbraucher das Gleiche. Immer öfter wird das Glücksversprechen der Konsumkultur von verschiedenen Seiten hinterfragt: Haben alleine macht nicht mehr glücklich, dafür aber das Teilen.Teilen stiftet Sinn und bereitet den Menschen Freude. Das Glück im Teilen liegt sogar laut Umfragen im Trend: Ca. 80% stehen dem Teilen offen gegenüber. 52% glauben, dass Sharing ein Trend ist und 17% teilen bereits heute (Quelle: BITKOM).

Sharing-Kultur
  • Teilen und tauschen sind im Web selbstverständlich: Das Online-Verhalten setzt sich offline fort.
  • Suche den Gemeinschaftssinn: Konsum heißt heute nicht nur mehr „Ich“, sondern „Wir“, daher schließen sich Konsum und Teilen nicht mehr aus.
  • Eigentum war gestern: Mein Haus und mein Auto sind Metaphern von früher. Heute nutzen und teilen wir lieber.
  • Gesunde Umwelt: Wertschätzend und nachhaltig mit unseren Ressourcen umzugehen, ist wichtiger geworden.
  • Teilen spart Geld: Im Lichte der Wirtschaftskrise wurde Geiz bekanntlich geil; manchmal auch notwendig.
Nicht neu, dafür überall

Teilen ist an sich nichts Neues, auch im Tourismus nicht: Privatzimmervermieter, Studienreisen, Neo-Hostelling, Car Sharing, Skiverleih oder Radverleih sind bereits gelebte Sharing Economy. Neu ist die höhere Reichweite durch das Internet bzw. Social Media und die Art des Teilens. Dazu ein paar Beispiele:

  • miavia.in: In einer sogenannten Travelbox verkaufen Reisende ihre tollsten Erlebnisse.
  • airbnb.com: Private vermieten Zimmer in ihrer Wohnung und teilen mit ihren Gästen Interessen sowie ihr Leben.
  • lyft.com: Gäste werden im Privatauto herumgefahren und erhalten von den einheimischen Fahrern wertvolle Infos und Tipps. Bezahlt wird via Spende.
  • vayable.com: Hier werden von Einheimischen Führungen angeboten und Insiderwissen vermittelt, das man so nie bekommen würde.
  • yachtic.com: Vermiete die eigene Yacht und finanziere so die Erhaltungskosten.
  • getaround.com: Über dieses Portal werden Privatautos vermietet.
  • nyahotels.com: Hotelkonzept rund um geteilte Mehrbettzimmer.
Vorteile des Sharing
  • Bettenauslastung: Mit Sharing können freie Ressourcen besser genutzt werden. So viele Betten wie airbnb hat kein Hotel der Welt.
  • Synergien: Kombinieren wir etablierten Tourismus und Sharing, fördern wir ungenutzte Potenziale.
  • Menschlicher Mehrwert: Der Wert liegt im Teilen und ein Kunde ist auch dann etwas Wert, wenn er nichts kauft.
  • Innovation: Durch Sharing verändern sich die Spielregeln des Wirtschaftens. Der Tourismus ist ein Bereich, der hierfür innovationsfähig genug ist.
  • Erlebnisse: Menschen wollen das Echte der Destination kennen lernen. Daher dürfen wir nicht nur Betten verkaufen, sondern müssen auch Erlebnisse vermitteln, was mit Sharing sehr gut funktioniert.
  • Sharing bündeln: Um das Angebot übersichtlicher zu gestalten, müssten Sharing-Angebote zusammengefasst werden. Damit erreichen wir den Sharing-Kunden besser.
Spannungsfeld und Ausblick
Sharing beruht auf Vertrauen, das beruhigt und ist irgendwie auch eine Sehnsucht des Menschen. airbnb vermittelt eine wunderschöne Urlaubserfahrung durch Vertrauen und authentische Gastfreundschaft. Sicherheitshalber gibt es bei Online-Buchungen gut durchdachte Bewertungsverfahren, die Konsumenten vor Enttäuschungen schützen. Außerdem gibt es Versicherungen, die Unterkünfte und Gegenstände schützen.Was jeder weiß, aber keiner sagt: Seit 150 Jahren ist Tirol für Gastfreundschaft und engen Kontakt zu seinen Gästen bekannt. Darum zieht es sie zu uns und nicht in die Schweiz oder nach Frankreich. Unsere Privatzimmervermieter sind ein gutes Beispiel für Vertrauen und engen Kontakt. Eigentlich leben wir seit 150 Jahren eine Sharing Economy – nur haben wir sie nicht so genannt und vermarktet.Ob wir es wollen, oder nicht: Mit dem gesellschaftlichen Wertewandel entsteht Sharing und damit ein verändertes Konsumverhalten. Als innovatives Tourismusland werden wir dies als Chance nutzen. Teilen wird den etablierten Tourismus nur ergänzen, aber nicht ersetzen. Nur die Produktentwicklung und den Vertrieb müssen wir anpassen. Außerdem ist Sharing seit 150 Jahren Teil der Tiroler Tourismuskultur. Früher sagte man noch Gastfreundschaft dazu.